Berlin. Der neue Fall von Oberstleutnant Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Majorin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) begann spektakulär: Eine Immobilienmaklerin entdeckt die Leiche eines Mannes während einer Wohnungsbesichtigung – oberkörperfrei an die Wand genagelt, im Schwarzlicht ist ein orthodoxes Kreuz zu erkennen.
Die Ermittler scheinen es in diesem „Tatort“ aus Wien mit einem äußerst kaltblütigen Serienmörder zu tun zu haben. Denn schnell tauchen zwei weitere Leichen auf, die ähnlich schockierend inszeniert werden. Ritualmorde? Sexualdelikte? Oder doch etwas ganz anderes?
Der „Tatort“ versuchte sich an einigen Wendungen, wollte die Zuschauer überraschen. Doch viel Spannungspotenzial verschenkte er leichtfertig. Auch als der Mörder am Ende seine Maske abnahm, dürften sich nur noch die wenigsten gewundert haben.
• Die „Überraschungen“
Von Ritualmord zu Sexualdelikt bis Geheimdienst-Killerkommando – Fellner und Eisner müssen ihre Ermittlungen immer wieder neu justieren. Leider ist dem Zuschauer sofort klar, dass es sich bei Opfer Nummer drei um eine Verwechslung handelt. Fellner und Eisner beim Rätselraten darüber zuzuschauen, ist deshalb alles andere als spannend.
Die entlarvenden Szenen, wie etwa jene, in der Diabetikerin Nataliya Lomatschenka (Larissa Fuchs) ihren Blutzuckerspiegel misst und damit klar werden soll, dass sie eigentlich hätte sterben sollen, sind schlicht überflüssig: Der Zuschauer weiß längst, dass der Killer sie mit ihrer Mitbewohnerin vertauscht hat.
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Auch die Identität des Mörders ist nicht besonders schwer herauszufinden. Der Experte für Revolutionen, Professor Nenad Ljubic, hat sich nicht nur durch eine Falschaussage verdächtig gemacht, auch sein Alibi ist dünn.
Außerdem haben Fellner und Eisner herausbekommen, dass die drei Opfer ein Buch über ihre Rollen und die der CIA bei den Revolutionen in Serbien, Georgien und der Ukraine herausbringen wollten. Der Verleger lehnte aber ab, weil ihm Informationen aus erster Hand fehlten. Von der Schlüsselfigur, einem gewissen „Nicola“. Und wer, wenn nicht die einzige andere osteuropäische Figur im Krimi sollte das wohl sein? Eben.
• Das Motiv
Ein Klassiker. Die Angst, seine hart erarbeitete Existenz zu verlieren. „Was ich gemacht habe, ist Hochverrat“, sagt Ljubic alias Nicola im Showdown mit der überlebenden Nataliya. „Wenn das rauskommt, verliere ich alles und gehe für immer ins Gefängnis.“ Auch das: nicht sonderlich überraschend.
• Die Symbolik des Mörders
Ljubic versucht, die Ermittler mit seinen auffällig inszenierten Leichen in die Irre zu führen. Profilerin Henriette Cerwenka (Erika Mottl) erklärt, was die Szenen zu bedeuten haben. Immerhin das ist interessant.
Das erste Opfer, der Serbe Dusan Savic, wird nach seinem Tod gekreuzigt. So weit, so leicht zu interpretieren: Jesus. Beim zweiten Opfer, dem georgischen Hilfsarbeiter Davit Nosadse, ist es schon weniger offensichtlich. Er hängt am Strick, vor ihm eine Schüssel mit Maria-Theresien-Talern. „Judas, der Jesus für 30 Silberlinge verraten hat“, weiß Cerwenka. Und schließlich die tote junge Mutter, vom Täter über den Bug eines Schiffes gelegt. Judas sei auf dem Meer ausgesetzt worden, „das könnte das Schiff bedeuten“.
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